Zum Tod von Friedrich Schmid

 

 

Energie-Pionier gestorben

 

Fachkreise kannten ihn als starken Streiter für

Sonnenenergien. Was er an Erneuerbare-Energien-Kraftwerken

plante und montierte, liefert heute Elektrizität für über 30.000

Privatleute. Im Kreis Unterallgäu beteiligte er sich früh an der

„Leitbildstudie“ des früheren Landrats Haisch. Am 25. August ist

der Memminger Firmeninhaber Friedrich Schmid („pro terra“)

mit 58 Jahren gestorben.

 

„Es dreht sich.“ Wenn Leute in Legau von ‚ihrem’ Windrad beim

Ortsteil Ehrensberg sprechen, nehmen sie meist wahr: Es läuft. Dass es

heute fast wie selbstverständlich mit 700.000 Kilowattstunden Strom

für bis zu 400 Privatleute pro Jahr gewinnt, lässt beinahe die Mühen

vergessen, die vor seiner Errichtung notwendig schienen.

 

Der Memminger Installateurmeister, Spenglermeister, Energieberater

und Solarteur Friedrich Schmid, geboren am 18. Oktober 1956 – später

bekannt als Inhaber der Fachfirma „pro terra“ – nahm für Legau-

Ehrensberg (Landkreis Unterallgäu/Bayern) nicht nur Windmessungen

vor, sondern kämpfte bei der Regierung von Schwaben in Augsburg für

ein vertretbares Genehmigungsverfahren. Danach arbeitete er aktiv mit

im „Bundesverband Windenergie“, Sektion Bayern-Schwaben.

Etliche der Solardächer in der Region erhielten Ihre Stromplatten von

Friedrich Schmid. Um sie preiswert zu erwerben, war der Handwerker,

der schon als Geselle für Liebherr Baustellen in Nordafrika betreut

hatte, persönlich nach China geflogen.

 

Früher als andere erkannte Friedrich Schmid die ungeheuren Chancen

sonniger Energien. So gehen die Solarwände an der A 96 zur

Lärmminderung nahe Memmingerberg auf Schmids Planung zurück. In

ähnlicher Aufgabe in Hessen erfolgreich, blieb es Schmid verwehrt, mit

solchen Solar-Geräusch-Sperren der Bürgerschaft von Erkheim-

Schlegelsberg zu mehr Ruhe zu verhelfen. Dabei hatte sich der Allgäuer

Energieberater schon in den 1990er Jahren in der „Energie“-

Arbeitsgruppe für die „Leitbildstudie“ von Dr. Landrat Hermann

Haisch (Kreis Unterallgäu) ehrenamtlich für mehr Nutzungen

erneuerbarer Energiequellen stark gemacht. Passivhäuser, Windenergie,

Sonnenstrom – Schmid setzte sich so energisch wie handfest für viele

dieser Möglichkeiten ein. In der Nacht von Montag auf Dienstag, 25.

August 2015 ist Friedrich Schmid im Klinikum Memmingen an Krebs

gestorben.

 

„Bei all dem, was ich noch vorhabe, müsste ich eigentlich 108 Jahre alt

werden“, hatte Friedrich Schmid ‚ mal zu Julian Aicher gesagt. Die

beiden lernten sich wohl bei Aichers „Energie Ernte“ 1996 in Rotis

kennen. Auf Anregung Schmids arbeiten sie dann so aktiv wie

ehrenamtlich mit in der „Arbeitsgruppe 6 Energie“ für die

„Leitbildstudie“ des Kreises Unterallgäu im Auftrag des damaligen

Mindelheimer Landrats Dr. Hermann Haisch (CSU). Was da

vorgeschlagen worden war, wirkte sich aus. Mit ein Grund dafür, dass

im Landkreis Unterallgäu (laut „energy map“ der „Deutschen

Gesellschaft für Sonnenenergie“) 2014 66% des Stroms aus

erneuerbaren Energiequellen stammen – im bundesdeutschen

Durchschnitt aber nur rund 30%? Auch der benachbarte Landkreis

Ravensburg im „grün-roten“ Baden-Württemberg weist nur um die 30%

auf.

 

Bei der Landesgartenschau 2000 in Memmingen organisierten Friedrich

Schmid und Julian Aicher in der „Huetlin & Roeck-Mühle“ die

Ausstellung „Ewige Kraft der Sonne“. Nach 2000 trennten sich die

Wege der beiden Energischen, bis Friedrich Schmid 2011/2012 auf

Julian Aicher zuging und beide ab 2013/2014 einige neue Arbeitsfelder

gemeinsam beschritten.

 

Julian Aichers Anliegen: Den so bodenständigen wie international

erfahrenen Handwerker und schwäbischen Pionier wirklicher

„Energiewende“ nicht in Vergessenheit geraten lassen.