Wasserkraftwerk Rotismühle. 'Vogelschau' von
Nordosten.
Skizze von Triebwerksinhaber Julian Aicher, Juli 2011 Im Südwesten sind die
zwei Wehre der Anlage erkennbar. Das "Krafthaus" selbst steht im Mühlkanal
zwischen den beiden Gebäuden in der Mitte.
Der rechte dieser Bauten (Satteldach) diente bis 1960 als Kornmühle (linker
Hausteil) und Wohnung der Müllersfamilie.
Das Gebäude links des Triebwerkskanals
steht seit 1971 an Stelle eines Sägewerks in den gleichen Grundmaßen: 20
Meter Länge und 10 Meter Breite.
Wasserkraftwerk Rotismühle
Sie befindet sich auf Markung der „Großen Kreisstadt Leutkirch“,
Landkreis Ravensburg (Baden-Württemberg) (Deutschland) (Europa).
Am 14. April 1414 tauchte ihr Name erstmals in einer Urkunde auf:
die ehemalige Rotismühle südwestlich von Memmingen.
Nach wie vor aktiv: ihr Wasserkraftwerk.
Es liefert seit den 1920er Jahren Strom.
Für bis zu 40 Privatpersonen
(in den sechs Anwesen des Weilers Rotis lebten 2011 insgesamt 35 Personen).
Zwischen 21. April und 15. September 2015 speiste die Wasserkraftanlage
Rotismühle (trotz 'heißer' Sommermonate Juli und August)
5.961,6 Kilowattstunden Strom
ins Netz der "Lechwerke" LEW.
Darüber hinaus trug das Wassertriebwerk Rotismühle erkennbar zum
elektrischen
Eigenbedarf der Gebäude Rotis 5/2 (mit Wasserpumpe für ein 8-Häuser-Anwesen)
bei - also wohl mit über 1.000 Kilowattstunden zusätzlich.
Die gleiche 7.000-kWh-Strommenge aus einem Kohlkraftwerk hätte die
Luft mit bis zu 7 Tonnen des Klimagases Kohlendioxid (CO 2) belastet.
Aus der Wasserkraftanlage Rotis: 0 Gramm CO 2.
Seit 1991
erzeugte das Wasserkraftwerk Rotismühle gut 500.000 Kilowattstunden
Elektrizität.
Wäre die gleiche Stromenge in einem Kohlekraftwerk entstanden, hätte dies
die Umwelt mit
500 Tonnen
Kohlenstoffdioxid belastet.
Klimaschädlich.
Am 1. Januar 1991 trat das "Stromeinspeisungsgesetz" in Kraft.
Am 1. September 1991 starb Otl Aicher (13. Mai 1922- 1. September 1991)
an den folgen eines Verkehrsunfalls.
Seither kümmert sich sein Sohn Julian Aicher mehr um das Wassertriebwerk.
Im Jahr 2000 wurde Julian Aicher sein Alleineigentümer.
Nach einem extrem trockenen Sommer und Herbst 2015 regnete es am 20../21.
November 2015 zwischen 60-65 Liter im Allgäu (Messort: Rotis).
Das trocken-starre Erdreich 'schluckte' offenbar wenig von diesen Fluten.
Am Morgen des 21. November 2015 zerstörte Hochwasser erneut den Uferdamm
der Wasserkraftanlage dort, wo er im ersten Quartal 2015 schon mal
durchgebrochen war.
Das "Umweltamt" des Landratsamt Ravensburg verweigerte danach zwei mal seine
Zustimmung dafür, dass Julian Aicher den zerstörten Damm gleich wieder
herrichten ließ.
Auch ein Einverständnis für einen provisorischen Verschluss mit
"Big-Pack"-Säcken und Holzpfosten erteilte das Amt nicht.
Auf persönliches Eingreifen von Landrat Harald Sievers (Ravensburg) kam es
am 19. Januar 2016 zu einer Ortsbegehung mit 5 Amtsleuten am Uferdamm. Sie
forderten Julian Aicher auf,
ein "Gesamtkonzept" für eine Sanierung des Damms in "Vorplanung" vor zu
legen.
Julian Aicher erklärte daraufhin, er beauftrage 'seinen' betreuenden
Fachingenieur
baldmöglichst mit dieser Aufgabe.
Noch im Februar 2016.
Mehre erfahrene Wasserkraft-Fachleute (darunter der betreuende Fachanwalt)
hatten
dem "Umweltamt" zuvor mitgeteilt, es sei das Recht von
Wasserkraftwerksinhaber
Julian Aicher, sein Eigentum zu erhalten.
(Das Wassertriebwerk verfügt über ein "Altrecht".)
Nachdem viele helfende Hände (und Julian Aicher mit gut 400 Stunden
Eigenleistung)
seit 2010 vor allem das Wehr des Wasserkraftwerks Leutkirch mit einem
Aufwandswert
von über 50.000 Euro saniert hatten, erklärte Julian Aicher am 19. Januar
2016 den
Amtsleuten am Uferdamm, er begrüße deren bekundeten Willen, mit öffentlichen
Mitteln Hochwasserschutz mit zu unterstützen, wenn die Vorplanung vorliege.
Julian Aichers Ziel: noch im I. Quartal 2016 neue Lösungen zum
klimaverträglichen
Weiterbetrieb der Wasserkraftanlage verabreden.

16. Juli 2014: Das
Holz-Klappenwehr Rotismühle steht. Zu seinem Stein-Fundament zählen 40
Kubikmeter (seit 2012 eingeführten) Stahlbetons. Da die Metall-Scharniere am
Boden des Klappenwehrs beweglich sind, fallen die Klappen unter
Hochwasser-Druck um, wenn dieser die stützenden Dachlatten gebrochen hat.
Die einfache aber wirkungsvolle Technik bewährte sich bei zwei Starkwässern
in der zweiten Juli-Hälfte 2014.
Seit 8. August 2010 verbessert eine größere Sanierung Zug um Zug die
Wasserkraftanlage Rotismühle – ein Hochwasser hatte am Morgen des 6. August
2010 das Überlaufwehr umgedrückt.
Folge: Das treibende Nass ließ sich seither nur noch bei Starkwasser derart
angestiegen stauen, dass sein Wasserspiegel hoch genug schien, um vom
Wehr-Bereich durch den Mühlkanal ins „Krafthaus“ zu fließen und dort den
nötigen Turbinen-‚Dreh’ zu bewerkstelligen, aus dem der Generator dort Strom
gewinnt. Da die so anrauschende Wassermenge vergleichsweise gering wirkte,
diente die daraus gewonnene Elektrizitäts-Menge allenfalls für Eigenbedarf
in Rotis 5 – 2.
Vom Dezember 2013 bis Juli 2014 zeigten sich die Erneuerungen der Anlage so
weit vorangebracht, dass sich Turbinenräder wieder durchgehend drehten. Zum
Abschluss letzter Arbeiten (samt Reparatur von Umläufen am Uferdamm nach
Hochwasser im Juli 2014) fiel der Stau-Wasserspiegel (dank geöffneter
Staufallen am Wehr) dann nochmals so tief, dass die Räder standen.
Kraftwerksinhaber Julian Aicher mühte sich darum, ein Hochwasser-sichereres
„Holz-Klappenwehr“ zu errichten. Es steht seit 16. Juli 2014.
Während zwei Hochwässern/Starkregen-Tagen im Juli 2014 hat sich das
Holz-Klappenwehr bestens bewährt.
Das Holz-Klappenwehr ragt über einem Betonfundament im Gewässer-Boden auf.
Dieses kam ab Dezember 2012 direkt gewässer-oberhalb an/vor dem bisherigen
Wehr in den Gewässer-Boden („Sole“). Viel dabei in Winterbaustelle. Zum
neuen Fundament trugen rund 40 Kubikmeter Stahl-Beton-Mörtel bei.
Im Rahmen dieser Bauarbeiten entstand 2012 im Uferdamm (rechtes Ufer) eine
abgesenkte Stelle mit Beton-Mäuerchen (37 cm stark). Dort kann Hochwasser
überlaufen – Richtung Alt-Wasser-Bett. Noch mehr Hochwasser-Sicherheit also
zusätzlich zum jetzt
beweglichen Holz-Klappenwehr. In diesem Mäuerchen (gegenüber dem
Marien-Bildstöckchen von 1948 am linken Ufer) zu sehen: eine
Fenster-ähnliche Öffnung. Durch sie strömt seither Wasser ins Alt-Bach-Bett.
So können Wassertiere das Stauwehr Rotismühle umschwimmen. Prinzip
„Fischpass“. Zwei Gewässerökologen bezeichneten den so entstandenen
‚kleinen’ Umgehungsbach als „geradezu ideal“.
Genau um dieses neue Hochwasser-Überlauf-Mäucherchen von 2012 umspülte
Hochwasser gegen Ende Juli 2014 den Uferdamm.
Diese und eine andere Umspülung soll noch im III. Quartal 2014 mit Bagger
repariert werden.
Ein neuer Stellmotor direkt neben dem Leitapparat der Turbine selbst – und
die Wasserkraftanlage kann wieder regelmäßig Strom gewinnen und auch ins
‚normale’ Netz ‚einspeisen’. (Besagter Stellmotor ist im Juli 2014 bereits
geordert.)
An der Sanierung der Wasserkraftanlage halfen viele fleißige Hände.
Ihnen d a n k t Treibwerksbesitzer Julian Aicher besonders.
Einer der mitschaffenden Handwerker meinte nach einem Tag Einsatz am und im
Bach mehrmals: „Das war wirklich harte Arbeit.“
Triebwerksinhaber Julian Aicher setzte selbst weit über 200 Stunden
Eigenleistung ein – teils auch im Winter.
So scheint es möglich, die Folgen des beachtlichen Hochwasserschadens vom
Sommer 2010 beseitigt zu haben.
Stürzen 100 Liter Wasser in einer Sekunde 1 Meter tief, setzen sie dabei 1
Kilowatt Energie frei.
Wasserkraftanlangen wandeln bis zu 90% dieses Schwungs in Strom um. Ganz
ohne die Luft mit dem Klimagas Kohlendioxid (CO 2) zu belasten.
Ebenso wenig mit Schwefel, Stickstoff oder Staub.
Heimisch, klimafreundlich und sauber
Bis
zu 300.000 Kilowattstunden Elektrizität. So viel Strom erzeugte das
Wassertriebwerk Rotismühle vom Jahr 2000 bis 2010.
Nach
Vergleichszahlen des Umweltministeriums Baden-Württemberg wären rund 300
Tonnen Kohlendioxid (CO 2) in die Luft geblasen worden, hätte ein
Kohlekraftwerk diese Elektrizität gewonnen.
In
der Rotismühle rauschen zwischen 300 und 800 Liter pro Sekunde rund vier
Meter tief. Bei reichlich Wasser durch zwei Turbinen – eine Francis von
1924/25 und eine Ossberger-Durchström-Turbine von 1950.
Die
Wassermenge im rund 150 Meter langen Triebwerkskanal beläuft sich im
Normalfall auf 300 Sekundenliter.
Ursprünglich (seit 1924/25) arbeiteten in der Rotismühle zwei
Francis-Turbinen. Die amtliche „Verleihungs- und Genehmigungs-Urkunde“ trägt
als Datum 18. Februar 1924.
In
einer „Amtlichen Bekanntmachung“ vom 14. Juno 1922 steht, dass der damalige
Mühlenbesitzer Anton Bertele den Oberwasserspiegel der Stauanlage um 40 cm
erhöhen wolle, den Unterwasserspiegel dagegen 83 cm tiefer legen lassen
mochte. „Anstelle der bisherigen Wasserräder sollen 2 Francisturbinen
eingebaut werden.“ Ein anderes Amtsinserat aus jenen Tagen berichtet,
Bertele wolle „die 4 alten Wasserräder seiner Getreidemühle ab(zu)brechen“.
Geschichtlich Interessierten mag auffallen.: Sechs Jahre nach dem Ende des
I. Weltkriegs (1914-1918), vier Jahre nach der „Spanischen Grippe“
(1918-1920) und ein Jahr nach der Inflation in Deutschland (1923) machten
sich Bauern- und Müllersfamilien für mehr ‚moderne’ Kraft stark. So auch in
Rotis. Dem Land ging damit mehr als ein Licht auf.
(Damals verlief noch kein „Stromnetz“ heutiger Ausweitung durch
Deutschland.)
1950
ersetzte die damals Korn-Mühlen-antreibende Ossberger-Durchström-Turbine
(angelegt auf 350 Liter pro Sekunde) eine der Francis-Wassermotoren von
1924. Die andere Francis (damals zum Betrieb eines Sägewerkes) arbeitete
weiter.
Die
Ossberger-Turbine kam ins Krafthaus der Rotismühle wohl wegen eines guten
„Marketings“ der Firma Ossberger und aus technischen Gründen.
Ossberger-Turbinen fanden damals in mehreren nahen Wasserkraftanlagen ihren
Arbeitsplatz. Zum Beispiel in (Leutkirch-)Schmidsfelden und in (Leutkirch-)Emmerlander
Mühle.
Vorteil dieser Wassermotoren: Sie nutzen die Energie sowohl aus viel als
auch aus wenig Wasser. Daher erweisen sie sich auch in regen-ärmeren Zeiten
als beachtlich einsatzfähig. Der „Ossberger“-Firmensitz Weißenburg (Bayern)
gehört zur wasser-knappsten Gegend des Freistaates.
Die
Welle der Ossberger-Turbine in Rotis samt gekrümmtem Ablaufbereich liegen
technisch streng genommen um 180 Grad verdreht. Diese Ausrichtung der
Turbinenteile entstand deshalb, weil die Welle die zur damaligen Kornmühle
nebenan führenden Triebriemen in Schwung bringen und halten musste.

Anwesen Rotismühle um 1970
von
Süden aus fotografiert.
Gut
erkennbar im linken Bildbereich:
die
beiden Stauwehr-Systeme.
Fließrichtung "Hofser Ach":
von
links nach rechts.
Vom
rechten 'unteren' Wehr
läuft
das Wasser in einem
Schulter-hohen Rohr zum Wasserkraftwerk.
Das
Gebäude mit Walmdach und mehreren
"Wiederkehren" war die Kornmühle mit
Müllers-Familien-Wohnung. Im Foto
hier
direkt unterhalb: die Wasserkraftanlage.
Dieses Foto schenkte Inge Aicher-Scholl Julian Aicher
Mitte der 1990er Jahre, damit er es für Darstellungen
der Wasserkraftanlage Rotismühle veröffentlichen
könne.
1971
kauften Inge Aicher-Scholl (1917-1998) und Otl Aicher (1922-1991) die
Rotismühle von Josef Bertele ab.
Otl
Aicher benannte nach dem Ort Rotis die in seinem „büro aicher“ entwickelte
Schrift „Rotis“.
Später trat das „büro aicher“ als „rotis büros“ auf.
Entgegen landläufig-offizieller Meinung um 1970 (‚Das machen wir alles mit
Atomkraft’) setzte sich Otl Aicher für den Erhalt des Wassertriebwerks in
seiner „autonomen republik rotis“ ein.
Der
gesamte Weiler Rotis besteht indes aus sechs Anwesen (darunter die
Rotismühle das an Gebäuden größte), in denen 2011 35 Personen amtlich mit
Wohnsitz gemeldet sind.
1970
unterhielten alle dieser sechs Anwesen noch hofeigene Landwirtschaft im
Haupterwerb. 2011 keines mehr.
Otl
Aicher ließ nach seinen Plänen 1982 die gemauerte Nordwand des Krafthauses
durch eine Glaswand an Metallrahmen ersetzen. So erhellte mehr Licht den
Raum. Außerdem kam damals ein verzinkter Gittersteg dort rein.
Das
so umgestaltete Krafthaus wirkte seither so ‚modern’, dass so manche und so
mancher meinten, die gesamte Wasserkraftanlage sei von Otl Aicher entwickelt
worden.
Die
Ossberger Turbine von 1950 versorgte im aicherschen Anwesen Rotismühle das
‚Haupthaus’ (also die ehemalige Kornmühle samt Wohnbereich der
Müllersfamilie Bertele) als auch den zum (Kantinen- und Versammlungs-)Saal
umgebauten ehemaligen Kuhstall (einst für rund 20 „Großvieheinheiten“) mit
größtenteils beschaulich-„böhmischem“ Gewölbe.
Die
anderen (Büro-)Bauten des Anwesens Rotismühle bezogen Strom von den
„Lech-Elektrizitäts-Werken“ (später „Lechwerke“) LEW.
Die
Gitterstäbe der vor den Turbinen parallel aufgestellten Eisenstäbe – genannt
„Rechen“ - werden in Rotis bis heute (2010) mit Hand(rechen) vom Laub,
Zweigen, Müll und anderem Treibgut befreit.
Auch
die Stauwehre werden von Hand gewartet – je nach bedarf Tag und Nacht.
Bis
1994 (und vermutlich schon seit den 1930er Jahren) gewann das
Wasserkraftwerk Rotismühle Elektrizität im „Inselbetrieb“. Das heißt: Den
Generatoren fehlte jeder Anschluss ans ‚normale’ Stromnetz. Dieses
Elektrizitäts-netz unterhielten zunächst die Firma Suiter (Laturach/Iller)
bis in die 1960er-(?)-Jahre, dann die „Lechwerke“.
Ausschließlich mit selbst gewonnenem Strom zu leben, bedeutete zwischen 1972
und 1994 für die Familie Aicher: mit unterschiedlich starken Spannungen
auskommen. Folge: Hörte Julian Aicher in seinem Zimmer einer „Rolling-Stones-Schalplatte
und schaltete während dessen jemand im gleichen Haus den Elektroherd ein,
wurde die Musik langsamer. Mick Jagger ähnlich einem Operntenor. Auch
Glühbirnen leuchtenden dann schwächer und ungleichmäßiger: “Flackerlicht“.
Buchhalterin Elisabet Bauhofer (in Aicher-Rotis 1973-1999 beschäftigt)
betonte, ihre Buchhaltungs-Maschine nehme Schaden, wenn sie mit solchem
Strom betrieben werde. Deshalb kam etwa 120 Zentimeter über den Generator im
Krafthaus ein Schalter, mit dem durch schlichtes ‚Umlegen’ von hauseigenem
Wasserkraftstrom auf Netzstrom der „Lech Elektrizitäts Werke“ umgeschaltet
werden konnte. Ausgeführt auch durch die Buchhalterin persönlich. Vergaß
Elisabeth Bauhofer, kurz vor Feierabend den Schalter wieder zurück auf
Eigenstrom zu ‚legen’, machten die „Lechwerke“ ein gutes Geschäft.
Schaffte Julian Aicher (*1958 in Ulm, seit 1972 in Rotis aufgewachsen) schon
1982 beim Umbau der Nordwand am Krafthaus in studentischer Ferienarbeit mit,
so half er auch bei der Beton-Sanierung der Stauwehr-Mauern 1983 zusammen
mit seinem Bruder Manuel Aicher (*1960 in Ulm seit 1972 in Rotis
aufgewachsen) und dessen Studienkollege Uwe Göller. Die so instandgesetzten
Mauern haben sich größtenteils bis 2010 erhalten. Die Hälfte von ihnen
steht auch 2011 noch.
1982
(?) entrostete Nicht-Techniker Julian Aicher das Zulaufrohr der
Ossberger-Turbine im Krafthaus Rotis mit Bürsten und Flex von innen, um es
anschließend mit Benzin zu reinigen und dann mit Bleimenning zu streichen.
Am
rechen Ufer des die Rotismühle antreibenden Bachs waren von Julian Aicher,
Manuel Aicher und Benno Grzimek um 1972/73 Bäume – hauptsächlich Eschen und
Erlen gepflanzt worden.
Bis
diese Bäume starkes Wurzelwerk gebildet hatten, zerstörte überlaufendes
Hochwasser in den 1970er Jahren immer wieder Teile des Kiesdamms. Die so
ausgeschwemten Lücken ließen sich jedoch bei Bedarf von drei jungen Männern
mit zwei Schubkärren in einem Tag reparieren. So ausgeführt von Julian Aicher
und zwei Helfern.

Wasserkraftanlage Rotismühle 1987. Fließrichtung der "Hofser
Ach": von links nach rechts. Die Gewässerflächen: schwarz dargestellt. Der
im Plan fast waagerecht verlaufende Triebwerkskanal folgt in etwa der
Himmelsrichtung: von Südwest nach Nordost. Den Plan erstellte Otl Aichers
Büro 1987. Inge Aicher-Scholl vermachte die
Zeichnung Julian Aicher in den 1990er Jahren - damit er seine Arbeit für die
Wasserkraft besser fortsetzen konnte. Aufgrund der zeichnerischen
Genauigkeit, der sich das "büro aicher" verpflichtet sah, dient die
Darstellung heute noch als Grundlage mancher Überlegungen zu der
Wasserkraftanlage. Oberhalb des (teils gestrichelten, da verrohrt
verlaufenden) Triebwerkskanals: das ehemalige Kornmühlen-Haus. Unterhalb:
der Standort des Sägewerks. Heute Wohn- und Arbeitsort von Kraftwerksinhaber
Julian Aicher. Vom Plan nachvollziehbar: Die Wege, die zum Betrieb der
Anlage zu beschreiten sind. Bei Starkwasser auch nachts.
Als
freier Journalist und Mitarbeiter des „Wochenblatts“ Ravensburg lernte
Julian Aicher in den frühen 1990er Jahren Dipl. Ing. Friedhelm Schumacher
kennen. Damals Ausbildungsleiter bei „Sulzer-Escher-Wyss“ Ravensburg. Diese
Turbinenfabrik trägt heute den Namen „Andritz“. Schumacher entwickelte schon
damals mit Lehrlingen Sonnen-Strom betriebene Gefährte.
Nach
dem Tod seines Vaters Otl Aicher 1991 bat Julian Aicher Friedhelm Schumacher
um Rat zur Haltbarkeit der Wasserkraftanlage Rotis. Schumacher besuchte am
11. August 1992 mit seinem Werkstattleiter Fürst die Rotismühle. Schumachers
Einschätzung: „Bei Ihnen sehe ich die Geldscheine den Bach runterlaufen. Sie
müssen sofort ans ’normale’ Stromnetz anschließen.“
Auf
Julian Aichers Rückfrage, ob dies denn technisch möglich sei und ob so ein
Netzanschluss überhaupt erlaubt wäre, antwortete Schumacher: “Ja, da gibt es
seit kurzem ein neues Gesetz. Der Stromversorger muss Ihnen Ihren
Wasserkraft-Strom abkaufen. Und dafür bezahlen – nach klar festgelegten
Tarifen.“
Diese lagen damals bei rund 15 Pfennig je Kilowattstunde.
Heute, 2013 bei 7,67 Eurocent pro Kilowattstunde.
Geregelt seit 1990 durch das seit 1991 gültige „Stromeinspeisegesetz“ – dem
Vorbild des späteren „Erneuerbaren-Energien-Gesetzes“ (EEG). In Deutschland
in Kraft seit 2000, übernahmen es inzwischen rund 60 Staaten der Erde.
Um
ins Netz ‚einspeisen’ zu können – so Schumacher 1992 – müsse die
Wasserkraftanlage Rotis allerdings saniert und optimiert werden. Zum
Beispiel mit einem neuen Generator und vor allem einer neuen Steuerung.
Dafür lieferte Wolfgang Alber ein Konzept. Damals Student der Physikalischen
Technik in Weingarten, gestaltete Alber die Sanierung im Rahmen seiner
Diplomarbeit aus. Ausführende vor Ort: die Lehrwerkstatt von Escher-Wyss
unter Friedhelm Schumachers Leitung. Julian Aicher vertrat dabei die
damalige Eigentümerfamilie Aicher. Technische Betreuung vom Areal Rotismühle
aus: Hausmeister Reinhold Steiner. 1994 ging’s ans Werk.
Ergebnis: Brachte die Wasserkraftanlage Rotismühle vor der Sanierung 1994
Elektrizität für die damals vier Anwesenden im ‚Haupthaus’ Rotismühle, so
reichte der Strom nach der Optimierung 1994 mit 70.000 Kilowattstunden für
gut 40 Privatpersonen. Also zehn mal mehr.
Seit
1994 schafft(e) das Wassertriebwerke Rotismühle also nicht mehr als
„Inselbetrieb“. Angenehme ‚Nebenwirkung’ in der Rotismühle: gleichmäßiger
Strom wie in anderen Häusern. Kein „Flackerlicht“, ein Netz auch für
Computer nutzbar.
Die
privat nicht in der Rotismühle verbrauchte Elektrizität wird also ins
Lechwerke-Netz verkauft.
Für
7,67 Eurocent netto pro Kilowattstunde. Demnach für 9,13 Eurocent brutto.
Endkundinnen
und Endkunden von Elektrizität zahlten im Januar 2013 in Deutschland pro
Kilowattstunde privatem Haushaltsstrom 28,5 Cent (laut Wikipedia). Ähnlich
2013 der Tarif des in Rotis anbietenden Stromnetz-Inhabes "Lechwerke". Davon
bleibt im Wasserkraftwerk Rotismühle in etwa ein Drittel des
Endverkaufspreises.
Die
Sanierung 1994 hatte rund ein halbes Jahr Zeit gebraucht. Vom Erstkontakt
bis zum Endbescheid am meisten Zeitaufwand: Kontakt zum Landratsamt
Ravensburg.
Die
Behörde bestätigte schließlich, dass die (von ‚Laien’ nach außen nicht
sichtbare) Sanierung keiner Genehmigung bedürfe.
Was
bedeuten jene bis zu 70.000 Kilowattstunden Elektrizität , die das Kraftwerk
Rotismühle Mitte der 1990er Jahre pro Jahr lieferte?
2011
leben in Rotis 35 Privatpersonen. Kaum nennenswerter Erwerbsbetrieb am Ort –
außer drei Ein-Personen-Büros und einem Fotoatelier. Beim bundesdeutschen
Durchschnittsverbrauch einer Privatperson von 1.600 Kilowattstunden pro Jahr
benötigt die 35köpfige Bevölkerung von Rotis übers Jahr 56.000
Kilowattstunden.
Diesen Bedarf konnte die Wasserkraftanlage am Ort mit ihren 70.000
Jahres-Kilowattstunden um 1995 decken.
Ab 2012
erzeugen vier Sonnenkraftwerke (Photovoltaik) in Rotis rund 250.000
Kilowattstunden Strom im Jahr. Damit entsteht in Rotis mehr als vier mal
mehr Elektrizität, als der kleine Ort verbraucht. Rotis als Stromexporteur.
Seit
2000 steht Julian Aicher als Alleineigentümer der Wasserkraftanlage
Rotismühle im Grundbuch.
(Im
gleichen Jahr wählte ihn die 600-700-köpfige „Arbeitsgemeinschaft
Wasserkraftwerke Baden-Württemberg eV“ in ihren Vorstand und bestellte ihn
zum Pressesprecher.)
August 2002: Eine „5 b Wetterlage“ soll Ursache ungewöhnlich ‚ergiebiger’
Regenfälle gewesen sein.
Trotzdem: Die Stauwehr-Anlagen Rotismühle führten die daraus folgenden
Fluten so ab, dass in keines der Gebäude Rotismühle Wasser aus der Hofser
Ach floss.
So
wie übrigens immer, seitdem die Rotismühle ab 1972 mit den Namen Aicher
genannt wird.
Um
dennoch mehr Hochwasser-Sicherheit zu erzielen, änderte Julian Aicher die
Wehrfallen am Überlaufwehr. Bisher aus mehreren Kanthölzern zu einem ‚Block’
fest verlegt, lagerte Aicher die Kanthölzer nun einzeln in die Fassung aus
senkrechten T-Trägern. So ließ sich Kantholz für Kantholz bei Gefahr rasch
mit Hand aus dem Wasser ziehen. Indes keine ganz gefahrlose Arbeit.
2003
ließ Julian Aicher das bis dahin rechtwinklig geführte Einlauf-Rohr der
Ossberger-Turbine Rotismühle abrunden. Dies sollte die Leistung des
Wassermotors etwas erhöhen.
Ökologische Aufwertung:
Nachdem Julian Aicher bereits gegen Ende der 1990er Jahre mit
‚kommunizierenden Röhren’ Versuche angestellt hatte, um zu prüfen, wie sich
Wasser, das über den Kies-Damm oberhalb des Stauwehrs fliest, im
Altbach-Bett direkt unterhalb des Damms verhält, sägte er ins Unterwehr am
Triebwerkskanal 2007 ein Loch. Durch diese Öffnung im Wehr-Brett konnten
rund 50 Liter Wasser pro Sekunde fließen. Daraus wollte Julian Aicher
mittelfristig erkennen, wie die Ossberger-Turbine bei 50 Liter weniger pro
Sekunde arbeitet – vor allem in Trockenzeiten.
Ergebnis: Die Steuerung schaltete die Anlage wesentlich häufiger ab.
Jahres-Strom-Ertrag danach: 30.000 bis 35.000 Kilowattstunden.
2009
ließen Christine Abele-Aicher und Julian Aicher die Einlauf-Betonpfeiler an
den Vorkammern der Turbinen direkt im Wasserkraftwerk Rotismühle sanierend
erneuern.
Die
2009 begonnenen Wehr-Sanierungsarbeiten sollten 2010, 2011 und 2012 Zug um
Zug fortgesetzt werden. Erste Vorbesprechungen mit Fachleuten hatten dazu
schon stattgefunden.
Nach
Aufbau des eigenen Büros rio’s (regenerativ informations- und
organisations-service“) und (Innen-)Ausbau einer nach Plänen von Otl Aicher
1971 errichteten scheunen-ähnlichen „Halle“ (auf dem Gelände des ehemaligen
Sägewerks der Rotismühle) 2004/2005 zum „Niedrigenergiehaus“ stand (und
steht) Christine Abele-Aicher und Julian Aicher nur begrenzt Zeit zur
Sanierung bereit.
2009/2010
Unter An- und Bauleitung von Dipl. Ing. Josef Dennmoser und dessen
tatkräftige
Mithilfe säubert Julian Aicher das Laufrad der Ossberger-Turbine.
6.
August 2010
etwa
8(30) Uhr
Der
größte Teil des Überlaufwehrs in der Stauwehr-Anlage Rotismühle kippt um.
Vermutlich die Nacht zuvor von Wasser stark unterspült.
Den
parallel dazu verlaufende Steg erdrückt das Betonwehr.
Die
heb- und senkbaren „Staufallen“ samt Einrahmung in Beton und Stahl nebean
bleiben stehen – und funktionsfähig.
So
nicht mehr hoch genug gestaut, fließt das Wasser der Hofser Ach seit Ende
2010 nur noch selten in den Mühlkanal - also seit November 2011 auch kaum mehr zur
Wasserkraftanlage. Kein Wasser - keine Stromgewinnung- höchst selten bei
starkem Hochwasser.
Ursache? „Das war wohl ein Rekord-Hochwasser“, meinte ein Bürger aus dem 6
Kilometer bach-oberhalb gelegenen Ortes Ausnang.
Vor
allem: In einer der hoch-gezogenen Staufallen-Öffnungen hatte sich eine
Wurzel verkeilt. Rund 2 Meter hoch. Sie versperrte tosendem Wasser den Weg.
Dieses bildete direkt oberhalb des Wehrs einen Strudel.
Julian Aicher meldet den Schaden prompt der Feuerwehr, der Stadt Leutkirch
und dem Landratsamt Ravensburg. Er informiert über die Leutkircher
„Schwäbische Zeitung“ die Öffentlichkeit.
Zusammen mit den Nachbarsleuten sowie der Familie des Feuerwehrmanns, Landwirts und
Stadtrats Franz Krug entfernt Julian Aicher ab 8. August 2010 und Bäume, die
den Wehrbau und die Hochwassersicherheit gefährden.
Der
als beratender Ingenieur zugezogene Dipl. Ing Wolfgang Strasser (Büro
Eppler, Dornstetten) erklärte gegenüber Julian Aicher, die Zerstörung des
Überlaufwehrs biete die Chance einer langfristigen Sanierung. Ein Erhalt des
Stauwehrs „nur von außen“ ohne dabei den Grund unterhalb mit einbezogen zu
haben, hätte da „eher geschadet.“ Insofern: „Gut, dass Ihr vorher nichts
gemacht habt.“
Am
10. Februar 2011 berichtet Hubert Winter, Inhaber des Argen-Wasserkraftwerks
Wangen-Beutelsau gegenüber Julian Aicher, er sei bei Sanierung seines alten
Überlaufwehrs erstaunt darüber gewesen, wie wenig tief die Staumauer ins
Flussbett eingebettet worden sei. Winter: „Da haben die wohl damals
gespart.“
2011
Im
April reicht Dipl. Ing Wolfgang Strasser beim Landratsamt Ravensburg
Pläne zur Wieder-Errichtung des umgefallenen Überlaufwehrs sein.
Im
Juni entfernen Hermann Biedenbach und Julian Aicher senkrechte
Metall-T-Träger des beschädigten Überlaufwehrs, die mehr Hochwassergefahr
bedeuteten.
Wesentliches Werkzeug dabei: ein Flaschenzug aus dem „Krafthaus“. Ein
Baufachmann hatte noch gleichen Tags erklärt: „Ohne Bagger schafft ihr das
nie!“
Am
8. Juli besichtigen zwei Behördenangehörige vom Landratsamt Ravensburg die
Wasserkraftanlage Rotismühle.
Ende
Oktober/Anfang November 2011 entfernten Hermann Biedenbach und Julian Aicher
(unter Mithilfe von Christian Biedenbach) das (am 6. August 2010
umgestürzte) Überlaufwehr mit einem 5-Tonner-Bagger. Im Damm oberhalb
(schräg gegenüber Marienbildstock) legten sie eine Lücke frei: zur
Bach-Umleitung für eine trockene Baustelle. Aber auch zum Hochwasserschutz.
Das so umfließende Wasser erlaubt neue Vorüberlegungen für einen Fischpass.
Die Ach zeigt sich jetzt "durchgängig" für Wassertiere. Kurz danach nochmals
etwas erweitert, misst dies Lücke im Damm 9 bis 10 Meter. Januar 2012
begutachtete ein IHK-vereidigter Gewässerökologie das Ganze.
Die Baustelle scheint jetzt 'geräumt' für die eigentliche Sanierung des
Wehrs.
Dezember
2012: Winterbaustelle. Eine 37 cm starke Betonmauer im Flussgrund direkt
am/vor dem alten 'Wehrkörper' sichert diese Gebäude: 40 Kubikmeter
Stahlbeton.
Damit - so Fachleute - sind etwa 80% der Beton-Bau-Sanierung ausgeführt.
Herbst 2013 soll sie fertig gestellt werden.
Zeitliche Verzögerungen ergeben sich daraus, dass viel Eigenleistung
erbracht wird. Um die Gesamtkosten um über 50% zu senken.


Die
Wasserkraftanlage Rotismühle gehört zu einer Kette von (mindestens) 9
Wassertriebwerken, die der Bach Hofser Ach/Lautracher Ach antrieb oder
antreibt. Sieben davon arbeiten noch heute. Quellbereiche der Hofser
Ach/Lautracher Ach
liegen im „Reintal“ westlich von Kimratshofen, Landkreis Oberallgäu. Das
Gewässer mündet in Lautrach (Kreis Unterallgäu) in die Iller.
Am
‚Haupthaus’ des Anwesens Rotismühle ließ der Kemptner Oberbürgermeister Dr.
Otto Merkt (1857-1951) wahrscheinlich in den 1930er Jahren eine Steintafel
anbringen. Dort steht:
Nr.
5 Rothismühle
Einst Burgmühle der Feste Rothis,
Lehen des Stiftes Kempten
erwähnt anno 1414
Der
Mehl-Mahlbetrieb der Rotismühle wurde am 1. Oktober 1960 beim
„Bundesmühlenkontor“ Bonn abgemeldet.
Das
Sägewerk lieferte noch bis 1970 Bretter und Balken.
Die
Wassermotoren mit Generator arbeiten damit als letzte aktive Werkzeuge einer
seit 1414 gepflegten Energie-Kultur.
Betrieb und Erhalt des Wasserkraftwerks Rotismühle betrachtet Julian Aicher
mittelfristig als Beitrag zu seiner Altersversorgung, mindestens genauso
als aktiven Klimaschutz und Bestandteil heimisch bewährter
Energieversorgung - ausgeführt in einer „tüchtigen Tradition mit Turbinen“.
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